
Die Darmflora (intertestinales Mikrobiom): So wichtig ist Diversität – Teil 2
Biom-verändernde Faktoren sind unter anderem in der Lebensmittellagerungstechnik, Kunststoffverpackungen und maschinell gefertigten Konserven zu finden. Wasseraufbereitungstechniken reduzieren die Vielfalt der Darmflora weiter. Sogar das Tragen von Schuhen und die Industrialisierung des Landbaus schaffen einen Abstand zwischen Mensch und Boden. Das Mikrobiom der Menschen in westlichen Gesellschaften hat dadurch fast alle eukaryotischen Organismen (wie intestinale Würmer und Protozoen) sowie eine Vielzahl an Bodenbakterien verloren.
Eine stetig wachsende Menge an Beweisen bringt die Verwestlichung in Verbindung mit bakterieller Diversität. Durch die Untersuchung von Bevölkerungsgruppen ohne oder mit sehr geringem Kontakt zur industrialisierten Lebensweise erhoffen sich Wissenschaftler ein besseres Verständnis der Mikrobiom-Zusammensetzung, wie sie bei unseren Vorfahren existierte. Ziel ist es, die Vorteile mikrobieller Diversität zu erkennen.
Amazonas versus westliche Welt
Das Mikrobiom eines isolierten Stammes von Jägern und Sammlern aus dem Amazonasgebiet, den Yanomami, enthält die höchsten Level bakterieller Diversität, die jemals dokumentiert wurden. Stuhlproben zeigten 40 % mehr Darmmikroben als in westlichen Studien bekannt war. Besonders interessant war, dass viele dieser Bakterien als „gute Bakterien“ gelten, die dem Körper nutzen und ihn unterstützen.
Auch die Einheimischen von Papua-Neuguinea haben im Vergleich zu Amerikanern Mikrobiome mit größerer bakterieller Vielfalt, niedrigeren interindividuellen Unterschieden und unterschiedlichen Profilen. In der amerikanischen Bevölkerung fehlen etwa 50 Bakteriensorten, die zum Kernmikrobiom der Papua-Neuguineer gehören. Studien zeigen deutliche Unterschiede in den Faktoren, die das Mikrobiom in postindustriellen und nicht-industrialisierten Gesellschaften prägen.
Reisen beeinflusst die Darmflora
Reisen zwischen verschiedenen Zeitzonen stört den normalen Tages- und Nachtrhythmus des Körpers. Auch Darmmikroben haben eine Art innere Uhr. Wenn deren Tagesablauf gestört wird, kann das Einfluss auf das Körpergewicht und den Stoffwechsel haben. Diese Ergebnisse wurden 2014 in der Zeitschrift „Cell“ veröffentlicht. Wissenschaftler entdeckten bei Mäusen rhythmische Schwankungen in der Aktivität der Darmmikroben, die durch die innere Uhr und die Ernährungsgewohnheiten der Wirte beeinflusst werden.